HKR Kitzbühel

Mythos Hahnenkamm

  • Die stille Geburt eines Mythos

    Das Hahnenkamm-Rennen und der Kitzbüheler Ski Club gehören zusammen wie Zwillinge...
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    Das erste Hahnenkamm-Rennen – 1931

    Das Hahnenkamm-Rennen und der Kitzbüheler Ski Club gehören zusammen wie Zwillinge. Ihre Geschichte weist viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten auf: getauft auf ihre heutigen Namen im gleichen Jahr (1931), Frucht mehrerer Wurzeln und Traditionen, entstanden, um sich aneinander zu immer höheren Leistungen emporzuranken. Zum Ski Club vereinten sich der traditionsreiche Wintersportverein und der moderne Kitzbüheler Sport Club mit seiner Skiriege. Das Hahnenkamm Rennen erwuchs aus der Tradition der Franz-Reisch-Gedächtnisrennen und der Faszination der modernen internationalen Kandahar-Rennen. Als im Jänner 1931 das Franz-Reisch-Gedächtnisrennen zum ersten Mal in Kitzbühel nach den erst kurz zuvor offiziell genehmigten Kandahar- Bestimmungen gefahren und im März ein Werbelauf des Wintersportvereins ebenfalls nach Kandahar-Regeln durchgeführt wurde, konnte noch niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichte diese Verbindung der beiden Elemente hervorbringen würde.

    Dieser Werbelauf am 28. und 29. März 1931 war das erste Hahnenkamm-Rennen. Der Wintersportverein hatte sich bereits im Jänner an die Direktion der Hahnenkamm-Bergbahn AG gewandt und um Unterstützung für ein Rennen gebeten. Man einigte sich auf ein Rennen im März. Dieser späte Termin sollte aller Welt beweisen, dass am Hahnenkamm Skifahren immer noch möglich ist, wenn in anderen renommierten Wintersportorten bereits der Frühling Einzug gehalten hat. Die Bergbahn förderte diese willkommene Werbemaßnahme mit der Stiftung eines Wanderpreises.

    Die Veranstalter und Teilnehmer dieses ersten Rennens konnten nicht wissen, dass sie damit eine lange währende Tradition begründeten. Auch in den folgenden Jahren war man sich dessen noch nicht bewusst. Denn erst 1950 begann der KSC mit der Ausschreibung des 12. Hahnenkamm-Rennens offiziell zu zählen. Wie man damals auf die Zahl zwölf kam, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden.

    Damals starteten Sportler, die schon am Mürrener Rennen teilgenommen hatten, sowie Wettläufer vom Arlberg und aus Innsbruck. Die Hahnenkammbahn erleichterte den Athleten den Weg zum Start. Von der Bergstation aus mussten sie sich zu Fuß zum Abfahrtsstart bei der Ehrenbachhöhe begeben. Der Slalom war ursprünglich vom Steinbergkogel Richtung Griesalmen geplant. Das Wetter erzwang dann aber die Wahl einer anderen Strecke. Von diesem ersten Hahnenkamm-Rennen ist ein Bericht in den Innsbrucker Nachrichten überliefert: „Am Samstag und Sonntag führte der Wintersportverein Kitzbühel einen Werbelauf durch, der durch die Beteiligung zahlreicher Mitglieder des Kandahar-Skiklubs Mürren zu einem schönen sportlichen Ereignis wurde. Der Abfahrtslauf führte von der Ehrenbach-höhe, obere und untere Fleckalpe nach Klausen. Bei herrlichstem Firnschnee und prächtigem Wetter sausten die Läufer zu Tal, die gefahrenen Zeiten sind als hervorragend zu bezeichnen. Am Vormittag war das Wetter schlecht, so daß der Slalom in das Tal verlegt werden mußte. Mittags aber brach die Sonne durch die Wolken, so daß sich die Rennleitung entschloß, die Durchführung des Slaloms auf den Hahnenkamm zu verlegen. Bill Braken, der englische Skichampion und Slalomsieger des heurigen Kandaharrennens, steckte einen rassigen Slalom aus, der viel technisches Können erforderte. Eine zahlreiche Zuschauermenge verfolgte mit Interesse das spannende Rennen.“

    An der Abfahrt nahmen 26 Sportler teil. Neun Läufer kamen ins Ziel. Sieger wurde Ferdinand Friedensbacher mit 4:34,12 Min. Im Slalom, an dem sich 22 Läufer beteiligten, siegte Hans Mariacher mit 0:44,48 Min. im ersten und mit 0:43,12 Min. im zweiten Durchgang. Zweiter wurde der Engländer Gordon Neil Spencer Cleaver vom SC Kandahar mit 0:42,48 und 0:44,00 Min. Damit erhielt Cleaver, der in der Abfahrt Platz sechs erreicht hatte, mit der Note 269.29 die beste Gesamtwertung und wurde als Kombinationssieger gefeiert. 

    © Kitzbüheler Ski Club

  • Warum heißt der Hahnenkamm "Hahnenkamm"

    Wie der Kitzbüheler Hausberg zu seinem Namen gekommen ist, fragen sich…

    Wie der Kitzbüheler Hausberg zu seinem Namen gekommen ist, fragen sich viele immer wieder. Mit ein wenig Fantasie kann man sich vorstellen, dass der Hahnenkamm seinen Namen von der Ähnlichkeit mit dem Kamm eines Gockels hat. Immerhin der Stolz und kämpferische Charakter dieses Tieres entsprechen dem Stil des alpinen Skirennens. So fügt es sich bestens, dass der Berg diesen Namen trägt. Zur Namensgebung gibt es eine weitere Theorie. Das Wort „Hali“ wird auch mit der germanischen Wintersonnenwende in Zusammenhang gebracht. Schließlich ist auch an das althochdeutsche Adjektiv hâli =glatt, schlüpfrig zu denken: Halikampl – glatter, eisiger Bergkamm?

    Auch in den „Tiroler Heimatblätter“ (Heft 5) wurde vom Kitzbüheler J. Filzer der Frage nach der Namensgebung nachgegangen:

    Halikampl anstatt Hahnenkamm

    Südwestlich von dem Städtchen Kitzbühel (in alter Zeit immer mit dem Worte Stadt benannt) erhebt sich über Feld- und Weidegrund der Schattbergwald, darüber eine breite, gleichmäßige Felspartie, von Dolomitsandstein gebildet, und darüber läuft der Berg in eine pyramidenförmige Spitze aus, welche in den heutigen Reisebüchern und Karten als „Hahnenkamm“ bezeichnet wird. Im bäuerlichen Volksmund hat sich hingegen noch immer die alte Benennung „Halikampl“ erhalten. Dieser Name war den letztverflossenen Generationen, Einheimischen und Fremden, sowie den Kartenzeichnern und Topographen unverständlich geworden und so kam die Umbenennung in Hahnenkamm zustande. Wohl zu Liebe einer entfernten Ähnlichkeit oder weil dort oben im Frühjahr mitunter die Spielhähne im Falz stehen. Für die engere Ortschaft Kitzbühel ist die ganze Hahnenkammhöhe ein ausgesprochener Winterberg. Nicht so sehr die Gipfelerhebung, welche einen frühen Sonnenaufgang und auch nachher noch allen Vormittagsonnenschein genießt, vielmehr deren nördlicher Abhang gegen die Stadt zu, welcher im Dezember und Jänner nachmittags gänzlich im Schatten liegt und sich, wenn nicht beschneit oder bereift, im Dunkel feines Fichtenwaldes wiegt. Überhaupt macht sich die ganze Bergerhebung schon vor Martini bis tief über Lichtmeß für das Stadtgebiet durch ihre Sonnenverdeckung bemerkbar und noch weit in auf an den gegenüberliegenden Hang des Kitzbüheler Hornes verkürzt ihr Schattenkegel den Sonnenschein in tiefen Monaten um eine gute Stunde. Die Spitze des Hahnenkammes ist derzeit waldlos und dahinter erstrebt sich ein ausgedehntes, im Winter für den Schisport und im Sommer zur Beweidung von Alpvieh höchst geeignetes Hochgebiet. Daher agitiert man in Fremdenindustrie- und Sportreisen bereits für den Bau einer Schwebebahn von der Stadt hinauf zu einem zu errichtenden Gipfelhaus. Zur Belebung des Wintersportes, der in tiefem unteren Schattengebiet des Hahnenkammes so schon eine große Mannighaltigkeit aufweist, würde die Durchführung dieses Vorhabens unbedingt gewaltig beitragen.

    Kurz erwähnt sei hier noch, dass die Felspartie unterhalb des Gipfels von altersher als „Gschöß“ benannt wird und dass die heutige Benennung für den vorliegenden Weidehang mit „Schattberg“ nicht mehr ursprünglich lautet, da sie von alters im Wortausdruck „Schapberg“ lautete, abgeleitet vom Grasschaben der Kühe, wonach auch an der gegenüberliegenden Sonnseite ein solcher Weidegrund in gleicher Weise mit „Schapperg“ benamst wurde. Gehen wir nun auf die Bedeutung des Wortes Halikampf ein. Wenig fremd mag uns das Nachwort Kampl erscheinen, wenn wir es mit dem üblichen Begriff eines Kammes, sei es ein Huhnkamm oder ein Bergkamm, vergleichen, wie es bereits geschehen ist. Doch gleicht der Hahnenkamm heute keinem Kamm, da er derzeit eine Spitze bildet. Das Wort Kampl wird im Volksmunde auch für den Haarkamm gebraucht und ist diese Benennung wohl sicher vom Vorbild eines Huhnkammes abgeleitet. Als dieser Gipfel noch bewaldet war, und das ist er seiner Höhenlage nach sicher gewesen, mochte er tatsächlich mit seinen Fichtengipfeln einem Hahnenkamme gleichen. Andres steht es aber mit seinem Vorwort „Hali“, welches unserer Zeit längst unverständlich geworden ist und seinen Ursprung wahrscheinlich in der Heidenzeit findet. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass die nähere Umgebung von Kitzbühel und St. Johann schon lange vor der Römerzeit nicht nur bewohnt, sondern auch in den günstigsten Geländen urbar gemacht und etwas kultiviert war. Die Tagschurferzbaue auf den Höhen der Kelchalpe, welche Herr Schernthaler erstlich durch belegte Funde nachwies, weisen auf sehr alte Siedlungsstätten hin, Und wo Menschen zur Metallgewinnung und –Verarbeitung geplanten, war immerhin schon einige Bodenkultur und Viehzucht betrieben. …tums, lag vorher wohl schon eine mindest 2000-jähr. Heidenzeit, wenn nicht mehr. Die rein germanischen Göttervorstellungen mögen in unserem Gebiet wohl nur noch ein paar Jahrhunderte vorherrschend oder mindest nebeneinanderlaufend gewesen sein. Denn nach der Besitzergreifung durch die Bajuwaren erfolgte alsbald auch der Einzug des Christentums, während vorher neben bereits einheimisch gewordenen Götteridolen sich auch römische Religionsvorstellungen eingebürgert haben mögen. Jedenfalls war ein verbreiteter, einheitlicher Kult in diesen Tälern nicht aufgekommen und mochten daher starke lokale Verschiedenheiten vorkommen. Ein religiöses Symbol mag dieses „Hali“ bedeutet haben; ob ein germanisches, stelle ich dahin. Für die nähere Umgebung Kitzbühels fiel dieser Halikampl mit dem niedersten Sonnenstand zusammen.

    Auf einer am östlichen Abhang der Halikamplhöhe vorgelegenen Hügelkuppe war in früherer Zeit eine Gerichtsstätte bajuwarische „Malstätte“, gelegen und auf der gegenüberliegenden Talseite auf einem sehr hervorstechenden Hügel die Richtstätte. Unterhalb der Malstätte wird ein dortiger Bauernhof heute noch Malern genannt. Diese alte Urteilsstätte mag in ständigem Gebrauch gestanden sein, als die Grafschaftsrichter noch in St. Johann ihren ständigen Sitz hatten und die Stadt Kitzbühel überhaupt noch nicht angelegt war. Erst nach dieser Anlage wurde der Sitz des Gerichtes in die Stadt gelegt, es gab also bis nahezu 1200 hier nur einzeln festgelegte Gerichtstage. Bei besonderen Anlässen mögen auch nachher noch öffentliche Gerichtverhandlungen unter freiem Himmel auf vorher gebräuchlichen Urteilsstätten Stattgefunden haben. So hat sich tiefe Erinnerung bei den nachfolgenden Besitzern des Malerhofes erhalten. Die Richtstätte bei Grub stand als Galgenhügel hingegen vor gut 200 Jahren noch im Gebrauch.

    Um Wege, nahe der alten Malstätte, steht noch eine gemauerte, kleine Kapelle, die vor ihrer letzten Renovierung ein sehr altertümliches Gepräge trug. Da führte auch der alte Saumweg über den Paß Thurn vorbei, der dann entlang dem Velbertal über den Einschnitt in die Tauernkette hinüber ins venetianische leitete. Vor hundert Jahren wußten in unserer Gegend die Leute noch viel von dem einstigen regen Handel mit den Venedigermandeln zu erzählen; heute ist auch diese Überlieferung bereits erloschen. Der alte Hoangartbrauch in den Bauernstuben, welcher die mündliche Überlieferung früherer Jahrhunderte wachhielt, gehört ebenfalls der Vergangenheit an; heute eilen die Bauernburschen und –mädel dafür ins Kino oder Theater, die bereits in jeder Gemeinde anzutreffen sind. So bleibt es Sache der „Heimatblätter“, diesen Wandel der Zeiten, wie er sich in scheinbar kleineren lokalen Ereignissen spiegelt, der Vergangenheit zu entreißen.

    Von J. Filzer

    Tiroler Heimatblätter     Leserbrief    Heft 6

    Zu Namenkundliches in Heft 5: Bezüglich der variierenden Bezeichnung „Hahnenkamm“ im neueren Schriftgebrauch und dem älter scheinenden sprachlichen Volksausdruck „Halikampl“ schrieb mir Herr Oberfinanzrat Bichler jüngster Tage, dass er den hinter der Hahnenkammspitze südlich hinstehenden Berggrat schon in einer 200 Jahre alten Grenzbeschreibung zwischen Kitzbühel und Brixental als „Hendlkamm“ bezeichnet vorfand. Es wird etwas schwer zu entscheiden sein, ob die vorliegende Bergspitze, welche heute als Hahnenkamm bezeichnet wird, mit dem dahinter liegenden Berggrat, der diesen Grenzbezeichnungen als der Hendlkamm galt (heute Ehrenbachhöhe) identisch ist. Wortverwandtschaftlich scheint die Sache dadurch allerdings. Wie kam aber der Volksausruck vom leicht verständlichen Hendlkamm zum Halikampl? Oder setzt man schon damals im Schriftgebrauch ein verständlicheres Wort hierfür ein.

    Von J. Filzer

    Beim Durchlesen wird einiges klarer, den Halikampl oder heute Hahnenkamm gibt es schon sehr sehr lange. Also ein geschichtsträchtiger Berg, nicht nur für den Skirennsport. Hier möchten wir uns bei Herrn OSR Wirtenberger bedanken, der immer wieder Artikel aus den Archiven erhebt und uns zur Verfügung stellt.

    © Kitzbüheler Ski Club

    Mythos Hahnenkamm
  • Ski-Athletinnen am Hahnenkamm

    "Wir waren genauso ehrgeizig" Traurig ist es schon, dass seit 1962 die…
    Traudl Hecher, 1961 - die letzte Damensiegerin am Hahnenkamm.Susanne Thiollie`reKathi HörlTraudl EderLucile WheelerTraudl Eder1955: Die österr. Damenriege, v.l.: Thea Hochleitner, Lotte Blattl, Luise Jaretz, Putzi Frandl, Regina Schöpf, Hilde Hoffherr.Anneliese Meggl wird im Ziel von den Fotografen erwartet.Mythos HahnenkammMythos HahnenkammMythos HahnenkammMythos Hahnenkamm

    "Wir waren genauso ehrgeizig"

    Traurig ist es schon, dass seit 1962 die Damenrennen aus dem Programm genommen wurden. Skihelden ohne Skiheldinnen, das ist ein wenig wie Superman ohne Superwoman und Batman ohne Batgirl. Aber die Funktionäre der FIS fern von Kitzbühel wollten es so und Bad Gastein wollte ein eigenes Weltcuprennen haben. So kam es wie es kommen musste, trotz aller Interventionen des K.S.C. Sekretärs Hauptmann Leopold Pischl: Beginnend mit 1962 fanden die Damenrennen fortan in Bad Gastein statt.  

    Die Zukunft der Damen am Hahnenkamm

    Nach den witterungsbedingt gescheiterten Damenrennen 1990 und 1998 ist es rund um das Thema „Damen am Hahnenkamm“ ruhig in Kitzbühel geworden. Technisch wären Bewerbe mit einer Streckenführung über Vorderganslern durchaus denkbar. Allerdings wird es anders als in den Anfangsjahren organisatorisch wohl kaum möglich sein, Damenrennen am selben Wochenende durchzuführen, an dem die Hahnenkamm-Rennen der Herren stattfinden. Skipolitisch sind derzeit keine Anzeichen für eine Rückkehr der Damen nach Kitzbühel zu erkennen. Nicht zuletzt wäre die Ausrichtung von Damenrennen mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. So schaut es nicht danach aus, dass am Hahnenkamm bald wieder Skiathletinnen an den Start gehen. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt…

    Viel zu gefährlich für die Damen?

    „Frauen sollten sich nicht anmaßen, wie ein Mann zu fahren.“ Für sich genommen könnte diese Aussage aus der Frühzeit der Skiwettkämpfe  stammen, vielleicht auch aus den Anfangsjahren der Hahnenkamm-Rennen in den 30er Jahren. Diejenigen Frauen, die sich damals sportlich betätigten, gehörten in der Regel den höheren Schichten an. Nur „Damen der Gesellschaft“ konnten sich diesen „Spleen“ zeitlich und finanziell leisten. Es gab auch Ausnahmen, die unter größten Mühen und persönlichen Opfern an Wettkämpfen teilnahmen. Doch die Sportlerinnen fanden insgesamt in der Öffentlichkeit kaum Beachtung und spielten nur am Rande eine Rolle.   

    Überraschenderweise aber stammt der eingangs zitierte Satz nicht aus längst vergangenen Zeiten, sondern von der deutschen Doppel-Olympiasiegerin von 1976 (Innsbruck), Rosi Mittermaier. Sie lehnte es ab, dass Frauen auf der Streif Abfahrtswettkämpfe bestreiten sollten. Noch heute meint sie angesichts von schweren Unfällen bei hohen Geschwindigkeiten: „Die Frauen brauchen nicht noch brutaler zu fahren, als sie es ohnehin schon tun.“ Die Diskussion um den Skirennsport der Damen ist also immer noch hochaktuell.    

    Begonnen hatte der Kitzbüheler Damenskisport äußerst erfolgversprechend. Die erste Kitzbüheler Sportpionierin war Paula Lamberg, Spross einer eingesessenen Adelsfamilie. In der skandinavischen Presse wurde sie als die „schwebende Gräfin“ bezeichnet. Schon 1910 hieß es im Jahrbuch des Wintersports über sie: „Die beste Skispringerin Europas ist Paula Gräfin Lamberg aus Kitzbühel. 1910 gelang es dieser leidenschaftlichen Skiläuferin, zwei gestandene Sprünge von 24 und 23 Meter Weite in ausgezeichneter Haltung auszuführen. Sprünge von dieser Weite sind auch für einen Mann hervorragend, wie viel schwerer ist es für eine Dame,  mit ihrer die Bewegung hemmenden Kleidung derartige Leistungen zu erzielen.“ Leider erlitt diese herausragende Sportlerin einen frühen Tod. Sie starb 1927 im Rennwagen beim Salzbergrennen als Beifahrerin ihres Gatten Franz Graf Schlick.

    Das erste Hahnenkamm-Rennen mit weiblicher Beteiligung fand 1932 statt. Siegerin der Abfahrt, des Torlaufs und somit auch der Kombination wurde die Kufsteinerin Rini Andretti. 1935 dominierte eine adlige Niederländerin, Baronesse Grazia Schimmelpenninck, die Wettkämpfe der Damen. Sie war mit einem erneuten Kombinationssieg 1936 zugleich die erste, die sich ein zweites Mal als Hahnenkamm-Siegerin feiern lassen konnte. Dies gelang erst wieder 1959 der Norwegerin Astrid Sandig, nachdem sie diesen Titel bereits 1956 errungen hatte. Damals war das eine Sensation. Denn in diesem Jahr hatte Sandig erst zwei Wochen vor dem Rennen mit dem Training begonnen. Als Dritte im Bunde der Doppelsiegerinnen wurde die Tirolerin Traudl Hecher mit Erfolgen 1960 und 1961 aufgenommen.

    In den ersten Nachkriegsjahren litten die Wettbewerbe darunter, dass die deutschen Teilnehmer in einer Gästeklasse starten mussten und somit offiziell nicht Hahnenkamm- Sieger werden konnten. Das hatte formelle Gründe: Es gab noch keinen Deutschen Skiverband, der internationale Wettkämpfe hätte beschicken können. Unter anderem wegen dieser Einschränkungen feierten in den 40er Jahren ausschließlich einheimische Läuferinnen Siege am Hahnenkamm. Diese Serie wurde 1951 abrupt von Andy Mead-Lawrence beendet, die in  Abfahrt und Slalom überragende Ergebnisse erzielte und mit der Kombinationswertung null als erste Amerikanerin den Hahnenkamm-Sieg davontrug.

    1953 wurden erstmals Stimmen laut, die Strecke sei für Damen zu gefährlich. Nicht ohne Grund: Im Training verletzten sich in diesem Jahr die Salzburgerinnen Resi Schaufliger und Heidi Möglicher. Schaufliger erlitt einen Knöchelbruch, Möglicher zog sich gar einen doppelten Schien- und     Wadenbeinbruch zu. 1954, als die Damenstrecke über die Fleckalm führte — Start war an der Ehrenbachhöhe, Ziel oberhalb Klausen — zog der amerikanische Verband seine Meldung zurück. Er befand die Strecke für zu schwierig. Dennoch sorgte Ende der´50er und Anfang der 60er Jahre eine Amerikanerin, Penny Pintou, gemeinsam mit der Tirolerin Traudl Hecher für Schlagzeilen. Die beiden gehörten zu einer Generation, die für die Damen eine neue Epoche im Wintersport einläutete. Die jungen Sportlerinnen wurden 1960 vom „Frauenblatt“ als „Skiküken“  bezeichnet — Hecher und Pintou waren beide noch Teenager. Sie bewiesen, „dass auch das schwache Geschlecht heutzutage elegant und schneidig zugleich Ski fährt und für sportliche Sensationen gut sein kann“, so das „Frauenblatt“. Das große Plus, das ihnen von dem Magazin attestiert wurde:  „Sie wuchsen mit einer modernen, supereleganten Skitechnik auf.“ Pitou kam neben anderen einheimischen und ausländischen Rennläuferinnen in den Genuss, den Sommer über in der Skifabrik von Anton Kästle arbeiten zu können. So konnte sie sich einen verdienstlosen Skiwinter leisten. Fachwissen und sogar den Tiroler Dialekt eignete sich die Amerikanerin dank ihrer Freundschaft mit Egon Zimmermann I an.

    Kitzbühel und sein traditionsreicher Ski Club konnten von dieser Entwicklung nicht mehr profitieren. Auseinandersetzungen am grünen Tisch brachten für Kitzbühel das Ende der FIS-Damenrennen. Funktionäre aus Badgastein hatten erfolgreich darauf gedrängt, endlich selbst ein FIS-Rennen ausrichten zu dürfen. Außerhalb von Tirol hatte man den Eindruck, der Kitzbüheler Ski Club sei mit den Damenrennen zu stark belastet, sie würden im Vergleich zu den Herren ein Schattendasein fristen. Aussicht auf ein zweites internationales Rennen der gleichen Kategorie durften sich die österreichischen Landesverbände damals nicht machen. Alle Versuche des KSC-Sekretärs, Hauptmann Leopold Pischl, den Umzug der Damenrennen nach Badgastein zu verhindern, schlugen fehl. Der Vorschlag des  italienischen Skiverbands, künftig die österreichischen Renntermine mit den italienischen zu koppeln, bedeutete das endgültige Aus. Beim 23. Hahnenkamm-Rennen 1961 starteten die Damen zum letzten Mal.

    Seitdem waren Damenrennen in Kitzbühel fast 30 Jahre lang kein Thema. Erst 1990 wurde wieder über eine Beteiligung von Damen am Hahnenkamm-Rennen nachgedacht, als der K.S.C. anlässlich des 50. Hahnenkamm-Rennens einen Super-G für Damen plante. Auf der Damenstrecke gab es eine bis zu sieben Meter breite Schneise, die mit rund 100 Stundenkilometern zu durchfahren gewesen wäre. Doch schwierige Witterungsbedingungen stellten damals sogar die Herrenrennen in Frage. Der damalige Cheftrainer des deutschen Damenteams, Günter Hujara, sah sich außerstande, den Kurs durch diese Engstelle zu setzen. Deshalb wurde dieses Rennen durch den anwesenden TD und die Jury abgesagt. Der bisher letzte Versuch, die Damenrennen wieder aufleben zu lassen, scheiterte 1998 abermals am schlechten Wetter. So bedeuteten Rosi Mittermaiers einleitend zitierte Worte einen Trost für viele Wettkämpferinnen. Mittermaier konnte „auf diesen Höllenritt“ (Die Welt) verzichten und erklärte: „Auf die Männer und ihr Kitzbühel war ich nie neidisch, überhaupt nicht.“            

    © Kitzbüheler Ski Club

    Quelle: "Chronik eines Mythos"  

  • Fachbücher Hahnenkamm-Rennen

    "Chronik eines Mythos" Band 1 Anlässlich des 100. Geburtstags des…

    "Chronik eines Mythos" Band 1

    Anlässlich des 100. Geburtstags des Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) wurde im Dezember 2002 die „Chronik eines Mythos“ herausgegeben. In der ersten Ausgabe wurde auch die 100jährige Geschichte des K.S.C. festgehalten. 

    Interessante Geschichten, wie etwa über die Bewerbung Kitzbühels für die Alpine Ski-WM 1970 oder die Starts am Steinbergkogel, finden sich in dem 241 Seiten starken Kompendium ebenso wie eine Fülle von gut aufbereiteten Statistiken. Ehrentafeln von Siegern und Platzierten sowie wunderschöne Fotos aus vergangenen Jahren und Aufnahmen von Rennen bis ins Jahr 2002, machen die „Chronik eines Mythos“ zu einem Nachschlagewerk, das in keinem Bücherregal fehlen sollte. Das Buch wurde 2011 in den USA mit dem “ULLR Award” ausgezeichnet.

    •    Bildband 240 Seiten
    •    Geprägter Einband mit farbigem Schutzumschlag
    •    Fadenheftung
    •    30 cm hoch, 21 cm breit
    •    4-färbiger Offsetdruck

     in Deutsch und Englisch erhältlich

    HINWEIS! Die Chronik eines Mythos Band 1 ist durch den Fehldruck nicht im einwandfreien Zustand (durch das Öffnen der Seiten sind teilweise kleine Beschädigungen).

    "Chronik eines Mythos" Band 2

    75 Meilensteine der Kitzbüheler Skigeschichte

    Endlich ist es soweit. Die „Chronik eines Mythos II“ gibt es ab sofort beim K.S.C. zu kaufen. Dieses Buch erzählt chronologisch in Deutsch und Englisch die Hahnenkamm-Rennen ab 2003 bis 2015. Dazu viele Themen, die im 1. Buch nicht berücksichtigt wurden.

    Ein Top-Geschenk für Ski-Fans, Familie, Freunde und Gäste!

    • Bildband 160 Seiten
    • Geprägter Einband mit Schutzumschlag
    • Fadenheftung
    • 30 cm hoch, 21 cm breit
    • 4färbiger Offsetdruck

    Es ist mehr als eine Abhandlung einer jährlichen Sportveranstaltung. Zehntausende Skisportfans geraten in den Bann der Hahnenkamm-Rennen. Es ist mehr als die chronologische Aufzählung sportlicher Erfolge von einst und heute, eine Sammlung von Anekdoten und den jährlichen Besonderheiten. Auch der 2. Band dokumentiert die Hahnenkamm-Rennen. Es ist der Fokus auf die Rennen von 2003 bis 2015 – dazu wurde über die einzelnen Disziplinen jeweils ein ausführliches Exposee abgefasst. Beim Hahnenkamm-Rennen ereignen sich Jahr für Jahr Triumphe und Tragödien, dort treffen sich alljährlich die internationale Ski-Elite, bekannte Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens und viele tausend Fans, die mit ihren Idolen ein großes Skisportabenteuer durchleben.

    In der „Chronik eines Mythos II“ wird die Geschichte der Hahnenkamm-Rennen fortgeschrieben. Viele Aspekte und Details zu den Rennen, zur Organisation, Technik und Rennstrecken, die im ersten Buch „Chronik eines Mythos“ (herausgegeben 2002) nur am Rande erwähnt wurden oder die nun zu einer neuen Tradition herangereicht sind: Jedes einzelne der 75 Hahnenkamm-Rennen von 1931 bis 2015 ist ein Meilenstein in der Skigeschichte.

    Deutsch/Englisch

    Set-Preis Chronik eines Mythos Band 1 & 2:
    20 Euro zzgl. Versandkosten gemäß Posttarif

     

    Erhältlich beim Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) - Telefon +43 5356 62301-0 oder per E-Mail:

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