Auf die Mischung kommt es an
Bis zu 1000 Liter Farbe werden für ein Hahnenkamm-Rennen gewissenhaft gemischt. Je schlechter die Sicht, desto wichtiger sind die Markierungen.
Für winterverliebte Ästhetiker ist die blaue Farbe entlang der Rennstrecken im Weltcup ein rotes Tuch, doch für die Athleten sind die Markierungen essenziell. Weil die Lichtverhältnisse während der Trainingsläufe und den Rennen variieren, dienen die Linien der besseren Orientierung, außerdem werden Bodenwellen mit Querstrichen markiert. Die Herstellung der Farbe ist eine (ganz kleine) Wissenschaft, die Geschichte bis dahin recht amüsant.
Einst griff man auch in Kitzbühel zu feinen Zweigen und Tannenreisig, der so fein gehäckselt wurde, dass nur mehr die Nadeln übriggeblieben sind. Als man sich dazu entschied, mit Blau und Rot zu arbeiten, setzte man zuerst auf klassische (und umweltverträgliche) Ostereierfarbe: „Die Mischung hat aber immer Rückstände hinterlassen und so sind Dichtungen und Kolben verstopft worden“, erinnert sich Gerhard Raffler vom Kitzbüheler Ski Club. Auch ein Mix mit Rübensaft (Rot) bzw. Moosbeersaft (Blau) hat sich nicht bewährt.
Seit über fünf Jahren arbeitet der Kitzbüheler Ski Club nun mit einem Farbkonzentrat aus Adelboden in der Schweiz. Es wird extra für die Kennzeichnung von Skipisten hergestellt, ist biologisch abbaubar, lebensmittelecht und gesundheitlich unbedenklich. Einzig beim Herstellen der Mischung ist Gewissenhaftigkeit gefragt, denn es wird mit Ethanol gearbeitet.
„Die Farbkanister für unsere Farbler fassen 20 Liter und die setzen sich aus sieben Liter Ethanol, 13 Liter Wasser und 180 Milliliter Farbkonzentrat zusammen“, erklärt Gerhard Raffler während er gemeinsam mit Peter Widmoser die Kanister konzentriert und vorsichtig befüllt. „Der Alkohol ist deshalb so wichtig, weil er verhindert, dass uns die Farbe einfriert. Bis minus 18 Grad können unsere Farbler problemlos arbeiten.“
„Die Farbler“ sind übrigens das Team um Sepp Reicht, die in der Rennwoche die Linien ziehen. Eine beschwerliche Arbeit, denn insgesamt wiegt ihre Ausrüstung (Farbkanister und Pumpe) rund 30 Kilogramm. Und damit müssen alle Passagen markiert werde. Aufgrund ihres Geschicks und ihrer Aufgabe nennt man die Truppe auch „Picassos der Streif“.
Rund 1500 Liter Farbe wurden für eine Rennwoche schon einmal gemischt, damals gab es aber noch den Super-G, also zwei verschiedene Rennlinien auf der Streif. „Heute mischen wir 800 bis 1000 Liter. Je schöner das Wetter, desto weniger Farbe brauchen wir. Denn wenn Schnee fällt, verschwindet beim Freischaufeln der Strecke natürlich auch die Farbe. Von den bis zu 1000 Litern bleibt aber immer etwas übrig und das wird bei anderen Rennen des Ski Clubs oder beim Hahnenkamm-Rennen im nächsten Jahr verwendet“, sagt Gerhard Raffler, der beim Mischen auf Handschuhe setzt, denn auf der Haut bleibt einem die Farbe schon zwei, drei Tage erhalten. Aber wofür ist eigentlich die Farbe Rot? „Für die Ziellinie und die Linien der Zwischenzeiten“, klärt er auf.
Foto © K.S.C./alpinguin