HKR 2020

Interview Hias Leitner

Interview Hias Leitner
21.01.2020

Heute hatten wir hohen Besuch bei uns im Pressezentrum: Skilegende und Olympiasieger Hias Leitner erzählt von seinen vergangenen Jahren, den Erfolgen als Trainer beim Tiroler Skiverband und den Erinnerungen an die eigene Skikarriere.

Hias, was verbindest du persönlich mit Kitzbühel und der Streif?

„Mich verbindet sehr viel hier, da ich selbst beim Hahnenkammrennen gefahren bin und hier aufgewachsen bin. Außerdem bin ich seit der Jugend beim Kitzbüheler Skiclub und habe schon viele schöne Momente hier erlebt.“

Und wie fühlt man sich als Kitzbüheler, wenn man bei den Olympischen Spielen schon einmal am Stockerl gestanden ist?

„Das war natürlich schon eine sehr große Sache – damals einfach bei den Spielen in Amerika dabei zu sein und dann noch eine Medaille zu gewinnen, sehr schön. Gerade auch bei so großen Veranstaltungen wie diese hier oder auch Wengen, kommen die Erinnerungen daran hoch. Dort war ich 6 Mal am Stockerl und hab einmal gewonnen im Slalom. Wo ich damals aufgehört habe mit dem Amateur Sport, bin ich dann 8 Saisonen im Profisport gewesen. Das war gleich ganz etwas anderes, auf einmal haben wir etwas verdient. Im Nachhinein aber auch im Amateursport, wenn man damals nach dem Krieg die ganze Welt sehen durfte, das war etwas ganz Besonderes. Meine Freunde sind damals nur nach Innsbruck gekommen und ich durfte nach Amerika, Japan, Kanada und mehreren Ländern in Europa reisen – das war vor 60 Jahren einfach noch ganz etwas anderes. Ich habe damals auch die Polierschule angefangen, die war immer im Winter und da ist halt dann das Skifahren dazwischengekommen. Da war ich lieber auf der Piste (lacht).“

Das denk ich mir, du bist ja damals - vor genau 60 Jahren- hinter Ernst Hinterseer zweiter geworden bei Olympia – wie war das? Hast du dich da geärgert, nicht Erster zu werden oder war die Freude über eine Medaille größer?

„Also man ärgert sich schon ein bisschen ja – ich habe ja damals sehr viel gewonnen, 4 Medaillen im Slalom und da macht man sich selbst schon einen Druck. Aber man muss hier einfach sportlich sagen: der Ernst ist damals einfach besser gefahren, das braucht man nicht hinterfragen. Es war eine Top Leistung von ihm, das muss man respektieren und einfach weiterfahren.“

Kannst du dich an dein allererstes Hahnenkamm-Rennen als Zuschauer noch gut erinnern?

„Ja das war damals nach dem zweiten Weltkrieg das erste Rennen wieder, da war ich 11 Jahre alt. Da war ich sehr begeistert von allem. Es hat sich hier natürlich sehr viel verändert – wir sind damals mit Lederschuhen und Langriemen sowie Holzski gefahren. Und die Piste war ja nicht präpariert, es hat keine Fahrzeuge gegeben. Wenn es wirklich viel geschneit hat, war es ja damals so, dass wir Fahrer zuerst runtergerutscht sind – es waren sonst keine Leute herum – und dann das Rennen gefahren sind. Wir sind auch nur mit Stirnband gefahren, statt Helme.“

Das heißt auch die Sicherheitsbedingungen waren ganz anders damals?

Ja sehr – sie haben damals versucht die Piste mit Strohballen abzusichern. Die sind dann aber gleich wieder weggekommen, weil wenn diese nass geworden und gefroren sind, waren sie wie Beton. Das war dann viel schlechter, als wenn wir einfach den Wald runter gefahren wären. Man muss da aber schon dazu sagen, dass auch das Material viel langsamer war als heute – damals hatten wir eine schlechte Piste aber die Skier waren auch langsamer.

Das heißt aber, du fährst heute auch noch Ski auf der Streif?

Ja natürlich, ich genieße es da runter zu fahren und zu überlegen was wir da alles aufgezogen haben in Kitzbühel. Auch heute bin ich – bei Schönwetter – noch immer den ganzen Winter über auf der Piste. Da fahr ich in der Früh mit der ersten Gondel rauf und bevor die Massen kommen wieder heim, da kann man dann „gscheid“ Skifahren.“

Und wenn du so zurück denkst an deine Trainerfunktion, wie war das damals?

„Ja ich war 27 Jahre beim Tiroler Skiverband, die ersten 2 Jahre habe ich nur die Jugend trainiert. Dann habe ich schon ein paar Buben, die heute Olympia oder WM-Sieger sind betreut, angefangen mit Leonhard Stock und Harti Weirather. Da bin ich gerade aus Amerika zurückgekommen und das war meine erste Jugendtruppe. Da kann ich mich noch gut erinnern. Danach auch noch den Günther Mader, der hat damals alle 4 Disziplinen gewonnen, was eine außerordentliche Leistung war. Anschließend noch Stephan Eberharter, Benjamin Raich, Mario Matt, Manfred Pranger, um nur ein paar zu nennen. Und da waren noch viele talentierte Skifahrer und Skifahrerinnen , die haben Weltcuprennen gewonnen aber keine Medaille gemacht und von denen redet keiner mehr – wie ein Gruber Christoph und der Strobl Peppi, der Rzehak Peter – die haben alle gewonnen aber einfach Pech gehabt, dass sie keine Medaille bekommen haben. Da überdecken Weltmeisterschaftstitel und Mehrfachsiege einfach alles, was sehr schade ist.“

Und was war dein persönlich größter Erfolg bisher?

„Was eine wirklich tolle Erfahrung war, ist die Zeit damals als ich mit Toni Sailer, Anderl Molterer, Ernst Hinterseer, Christian Pravda und Fritz Huber in einer Mannschaft war und da sehr viel lernen hab können. Da waren wir wirklich eine starke Truppe und haben so einiges gewonnen. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben und das war schon ein großer Erfolg damals.“

Und für das heurige 80ste Hahnenkamm-Rennen, was wünscht man da den Athleten?

„Ja also das wichtigste ist natürlich, dass sie unfallfrei herunterkommen. Und dass wir schöne Rennen haben, ein schönes Wetter und natürlich, dass die Österreicher ein „bisserl“ was gewinnen.“

Foto © K.S.C.


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